Mathias Marx, Vorsitzender der Hansegesellschaft Lippstadt erinnert sich:
Das Motto „Coming together“ war durchaus Programm der 39. Internationalen Hansetage in Pskow/Russland.
2.000 „offizielle Teilnehmer“, d.h. Delegierte, Politiker, Kulturschaffende und Vertreter der Wirtschaft aus ca. 100 Hansestädten sind in Pskov zusammengekommen. Da durfte eine Delegation aus Lippstadt natürlich auch nicht fehlen, unsere Hansestadt Lippstadt war mit 11 Personen vertreten.
Für mich war es meine erste Reise nach Russland, und auch mein erster Besuch eines Internationalen Hansetages als Vorsitzender der Hansegesellschaft Lippstadt e.V. Auf jeden Fall mindestens zwei Gründe, sich auf diese Reise besonders zu freuen. Mir war immer schon wichtig, auf Hansetagen Menschen aus den verschiedenen Hansestädten und Ländern treffen zu können und dies wollte ich in Russland auch. Gerade in den heutigen Zeiten hat der Begriff „Völkerverständigung“ wieder eine ganz wichtige Bedeutung bekommen, leben wir doch in teilweise unruhigen Zeiten. Meine feste Überzeugung ist, dass wir nur gemeinsam mit allen europäischen Staaten in Frieden und Freiheit leben können, wenn wir miteinander reden und uns wirtschaftlich und kulturell austauschen.
Besonders gefreut habe ich mich auf den Hansemarkt, auf dem sich alle teilnehmenden Hansestädte präsentieren können. Da die Reise und Einfuhr diverser Waren und Gegenstände nach Russland nicht so einfach ist und natürlich auch die Kosten immer im Auge zu behalten sind, hat Lippstadt sich mit der Stadt Hamm einen Stand geteilt. Das verbindende Element zwischen Hamm und Lippstadt ist natürlich die Hochschule Hamm-Lippstadt. Außerdem haben wir uns gerne auch mit westfälischen Hansestädten abgestimmt und auch die Stadt Brilon, Ausrichter der Internationalen Hansetage 2020, nach Russland begleitet.
Trotz der Sprachbarriere war es gut möglich, sich mit den Besuchern an unserem Stand zu verständigen. Manchmal ging das mit Hand und Fuß, manchmal auch auf Englisch und in einigen Fällen sogar auf Deutsch. Man muss dazu wissen, dass Pskow eine teilweise deutsche Vergangenheit hat, damals hieß die Stadt Pleskau, Außerdem ist eine große Nähe zu Estland und Lettland gegeben. Typische Fragen sind: Wo liegt denn eigentlich Lippstadt? Was hat es mit Graf Bernhard, der wieder durch Bernhard Bartscher vertreten war, auf sich? Was hat Lippstadt so zu bieten? Zwei besonders interessante Fragen wurden mir am Stand gestellt. Eine junge Frau erkundigte sich bei mir, ob es in Lippstadt auch eine Ballett-Schule gäbe, die wir ja Gott sei Dank mit der Ballettschule Mickeleit vorweisen können, und dann war die Frage nach Musik in Lippstadt auch immer wieder dabei. Kein Wunder, da die Russen doch bekanntermaßen die Musik lieben! Apropos Musik, absolute Highlights waren die Eröffnungs- und Abschlussfeier im Kreml in Pskow. Nicht nur, dass die Bühne extra für die Hansetage in Pskow neu errichtet wurde, auch die Musik- und Tanzvorführungen waren unglaublich beeindruckend. Das war richtige Gänsehaut-Atmosphäre. Das Symphonie Orchester Sankt Petersburg, einige der besten Chöre Russlands und Opernsängerinnen und Sänger waren ebenso dabei, wie bekannte Tanzgruppen und junge Solisten. Während der kompletten Hansetage war auf insgesamt 13 Bühnen Musik und Kultur aus Russland und den anderen Hansestädten zu erleben, was sicher auch Geschmack auf Reisen in die Heimatländer der Künstler machen sollte. Dazu haben natürlich auch die Stände auf dem Hansemarkt beigetragen, indem u.a. Handwerk, Kultur und touristische Angebote vorgestellt wurden. Weitere Höhepunkte in Pskow waren sicherlich auch die Hanse-Party, das Feuerwerk und der Umzug am Ende der 39. Internationalen Hansetage. Gerade beim Festumzug war eine besondere Stimmung zu spüren. Ich hatte das Gefühl, dass die Straßen von vielen, vielen tausend fröhlichen Menschen gesäumt waren, die sehr froh und glücklich waren, dass doch viele Hansestädte den Weg nach Russland angetreten haben. Dazu passt auch eine kleine Geschichte, die ich zusammen mit einem Kollegen aus Hamm vor unserem Hotel in Pskow erleben durfte. Dort wurden wir von drei jungen Russen angesprochen, von denen einer uns auf Englisch fragte, woher wir kommen. Nachdem wir geantwortet haben, dass wir aus Deutschland kommen, hat dieser junge Mann sich sehr gefreut und bedankt, dass wir, so wie viele andere Menschen auch, den langen Weg nach Russland gemacht haben. Er war der festen Überzeugung, dass alle Menschen doch das gleiche wollen, nämlich in Frieden gut miteinander zu leben. Ein tolles Erlebnis und auch Zeichen dafür, wie wichtig der Kontakt zu Menschen aus anderen Ländern ist, eben Völkerverständigung!